Die Verwaltung von Benutzeridentitäten und Zugriffsrechten ist ein zentraler Bestandteil jeder IT-Infrastruktur. In vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist Microsoft Active Directory (AD) seit Jahren etabliert. Mit der zunehmenden Verlagerung von IT-Diensten in die Cloud gewinnt jedoch Azure Active Directory (Azure AD) an Bedeutung. Für IT-Entscheider stellt sich die Frage: Welche Lösung ist für mein Unternehmen die richtige? Oder sind Mischformen sinnvoll? In diesem Beitrag vergleichen wir klassische Active-Directory-Umgebungen mit Azure AD und beleuchten die Unterschiede, Einsatzmöglichkeiten und strategischen Überlegungen für KMU aus Mainz und Umgebung.
Was ist Active Directory?
Microsoft Active Directory ist ein Verzeichnisdienst, der lokal auf Windows Servern betrieben wird. Er dient zur zentralen Verwaltung von Benutzern, Gruppen, Computern und anderen Ressourcen innerhalb eines Netzwerks. AD ermöglicht die Authentifizierung und Autorisierung von Nutzern und Diensten in einer sogenannten Domäne.
Über Gruppenrichtlinien lassen sich Sicherheitseinstellungen zentral steuern, Software verteilen und Systemkonfigurationen vereinheitlichen. Active Directory ist eng mit der klassischen Client-Server-Architektur verknüpft und setzt voraus, dass Server und Clients in einem gemeinsam verwalteten Netzwerk betrieben werden.
Was ist Azure Active Directory?
Azure AD ist Microsofts Cloud-basierter Identitäts- und Zugriffsmanagementdienst, der vor allem für den Einsatz mit Microsoft 365 und anderen Cloud-Diensten konzipiert ist. Anstelle eines lokalen Domänencontrollers verwaltet Azure AD Identitäten in der Cloud und ermöglicht Single Sign-On (SSO) für webbasierte Anwendungen, sowohl von Microsoft als auch von Drittanbietern.
Azure AD ist kein vollständiger Ersatz für ein klassisches Active Directory, sondern ein cloudzentriertes System, das vor allem auf mobile Arbeitsformen, Remote-Zugriff und hybride Infrastrukturen ausgelegt ist. Dennoch lassen sich viele der Funktionen von AD in Azure AD abbilden – mit zusätzlichen Möglichkeiten wie Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), Conditional Access oder Identity Protection.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Überblick
Merkmal | Active Directory (AD) | Azure Active Directory (Azure AD) |
---|---|---|
Infrastrukturtyp | On-Premises | Cloud-basiert |
Zielsysteme | Windows-Clients, Server, lokale Dienste | Cloud-Dienste, SaaS-Anwendungen |
Authentifizierung | Kerberos, NTLM | OAuth 2.0, SAML, OpenID Connect |
Verwaltung | Gruppenrichtlinien, ADUC | Azure-Portal, PowerShell, Conditional Access |
Gerätebindung | Domänenbeitritt erforderlich | Azure AD Join, Geräte-Registrierung |
Anwendungsintegration | Klassische Anwendungen | Microsoft 365, Drittanbieter-Cloud-Dienste |
Zugriff auf interne Ressourcen | Direkter Netzwerkzugang notwendig | Integration über VPN oder Azure AD Application Proxy |
Multi-Faktor-Authentifizierung | Nur mit zusätzlicher Infrastruktur | Integriert |
Wann eignet sich Active Directory?
Active Directory ist besonders dann die richtige Wahl, wenn Unternehmen eine stark zentralisierte, auf lokale Infrastruktur ausgerichtete IT-Umgebung betreiben. Wer eine Windows-basierte Domänenstruktur mit Windows-Servern, Dateifreigaben, lokalen Anwendungen und direkter Netzwerkintegration nutzt, profitiert weiterhin von den bewährten Funktionen der klassischen AD-Infrastruktur.
Darüber hinaus ist AD ideal für Umgebungen, in denen umfassende Gruppenrichtlinien zur Konfiguration und Steuerung der Endgeräte notwendig sind. Auch der Betrieb ohne ständige Internetverbindung spricht für das klassische Modell.
Praxistipp: Viele KMU, die ihre Infrastruktur noch nicht vollständig in die Cloud verlagert haben, setzen auf eine hybride Umgebung mit lokalem AD als Grundlage für Geräte- und Benutzerverwaltung.
Wann eignet sich Azure Active Directory?
Azure AD entfaltet seine Stärken insbesondere in modernen, cloudbasierten Arbeitsumgebungen. Wer bereits Microsoft 365 nutzt oder andere Cloud-Dienste einbindet, profitiert durch Azure AD von einheitlicher Identitätsverwaltung und vereinfachtem Zugriff auf alle Anwendungen. Der Single-Sign-On-Ansatz erhöht die Benutzerfreundlichkeit und verringert den Verwaltungsaufwand.
Für mobile Mitarbeiter oder verteilte Teams, die nicht dauerhaft mit dem Unternehmensnetzwerk verbunden sind, bietet Azure AD erhebliche Vorteile. Funktionen wie bedingter Zugriff, automatische Geräteerkennung und native Integration mit mobilen Endgeräten sorgen für mehr Flexibilität und Sicherheit.
Praxistipp: Azure AD eignet sich hervorragend als Basis für Zero-Trust-Architekturen, bei denen kein Gerät oder Benutzer automatisch als vertrauenswürdig gilt. Die Integration von MFA und Richtlinien zur Zugriffskontrolle lässt sich granular umsetzen.
Hybrid-Modelle als Brücke zwischen Welten
Für viele KMU stellt die vollständige Migration in die Cloud eine Herausforderung dar. Deshalb bietet Microsoft mit Azure AD Connect die Möglichkeit, lokale AD-Umgebungen mit Azure AD zu synchronisieren. Dieses hybride Modell erlaubt es, Benutzerkonten lokal zu verwalten und dennoch Cloud-Dienste mit denselben Anmeldedaten zu nutzen.
So behalten Unternehmen die Kontrolle über ihre bestehende Infrastruktur, ohne auf moderne Cloud-Funktionen verzichten zu müssen. Gleichzeitig profitieren sie von einem sanften Übergang hin zu flexiblen Arbeitsformen und zentralisierter Verwaltung von Cloud-Ressourcen.
Praxistipp: Achten Sie bei hybriden Modellen auf eine klare Rollenverteilung: Lokale Geräte- und Benutzerverwaltung bleibt beim AD, während cloudbasierte Anwendungen und Sicherheit über Azure AD gesteuert werden.
Glossar
Active Directory (AD): Lokaler Verzeichnisdienst von Microsoft zur Verwaltung von Benutzern, Geräten und Ressourcen.
Azure Active Directory (Azure AD): Cloud-basierter Identitätsdienst von Microsoft für den Zugriff auf Microsoft 365 und andere Cloud-Anwendungen.
SSO (Single Sign-On): Anmeldung mit einem einzigen Benutzerkonto bei mehreren Diensten ohne erneute Eingabe von Zugangsdaten.
MFA (Multi-Faktor-Authentifizierung): Anmeldeverfahren mit zwei oder mehr unabhängigen Faktoren zur Erhöhung der Sicherheit.
Azure AD Connect: Tool zur Synchronisation von Benutzerkonten und Identitäten zwischen lokalem AD und Azure AD.
Conditional Access: Richtlinienbasierter Zugriffsschutz in Azure AD, der Bedingungen wie Standort, Gerätestatus oder Benutzerrolle berücksichtigt.
Fazit
Active Directory und Azure AD verfolgen unterschiedliche Ansätze zur Identitätsverwaltung, die sich gegenseitig ergänzen können. Während klassische AD-Umgebungen für lokal orientierte IT-Infrastrukturen weiterhin ihre Berechtigung haben, bietet Azure AD insbesondere für moderne, flexible und cloudbasierte Arbeitswelten entscheidende Vorteile.
Für viele KMU liegt die beste Lösung in einem hybriden Modell, das beide Welten miteinander verbindet. Entscheidend ist eine strategische Planung, die auf die Anforderungen des Unternehmens abgestimmt ist – sowohl hinsichtlich Sicherheit als auch hinsichtlich der Benutzererfahrung und administrativen Effizienz.
Über uns
Die anyWARE AG ist der führende IT-Dienstleister im KMU-Bereich in Mainz und Umgebung. Als erfahrener Microsoft-Partner unterstützen wir Sie bei der Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung Ihrer Identitäts- und Zugriffsstrategie – sei es mit klassischem Active Directory, Azure AD oder hybriden Szenarien.
Sie möchten wissen, welches Modell am besten zu Ihrer IT-Landschaft passt? Kontaktieren Sie uns gerne für eine unverbindliche Erstberatung – gemeinsam entwickeln wir eine Lösung, die Ihr Unternehmen sicher, flexibel und zukunftsfähig macht.